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Ecce homo

Dieses in Öl auf Holz gemalte Bild im Format 22 x 20 cm, gerahmt 25 x 22 cm, gehört zur Dauerausstellung „Frieden als Auftrag" im stadteigenen Neheimer Fresekenhof. Franziska Savi, Schwester von Franz Stock, die ihm in Paris den Haushalt führte, hat auf der Rückseite des Bildes den folgenden Vermerk angebracht: «Dieses „Ecce homo" ist das von Franz Stock letztgemalte Bild». Darauf befindet sich links unten in einem dunklen Farbteil, nahezu versteckt, Stocks Signierung ohne Angabe einer Jahreszahl. Vieles spricht dafür, dass er dieses Gemälde im Laufe des Jahres 1947 geschaffen hat.

Ecce homo

Das kleinformatige, aber sehr eindringliche Bild zeigt schemenhaft den Kopf des „Schmerzensmannes", frontal und in leidvoller Emotion seitlich geneigt. Seine Konturen verschmelzen beinahe mit dem düsteren Hintergrund. Es ist vor allem das Gesicht, das durch auffallende Hell-Dunkel-Effekte besticht. Das Licht für dieses Leuchten scheint von innen zu kommen. Die dunklen Linien der Augenbrauen und der schmalen langen Nase lassen den idealisierenden Duktus aufscheinen, der von der Ikonenmalerei bekannt ist, ebenso wie auch das feingeschnittene Antlitz. Doch dieses Antlitz ist ausgezehrt, und anders als bei einer Ikone schaut Jesus den Betrachter auch nicht an aus einer überirdischen Ferne. Hier sehen wir den Menschensohn sehr menschlich in seinem furchtbaren inneren Leiden, im Bewusstsein seines bevorstehenden Opfertodes. Seine Augen in den dunklen Augenhöhlen sind geöffnet, richten aber den Blick nicht um Hilfe nach oben, sondern nach unten, gleichsam nach innen, um innere stumme Zwiesprache zu halten. Das suggeriert auch der kleine leicht geöffnete Mund, der keinen Schrei ausstößt, sondern eher zu sich selbst spricht: „Ich tue es für Euch!", „Vater, wo bist du?", „Dein Wille geschehe!" ... Es sind die Worte des Gottmenschen, der sich seiner Situation voll bewusst ist und sich ihr bedingungslos stellt. Seine Schmerzen sind denn auch in diesem Bild weniger auf äußere, leibliche Pein zurückzuführen als vielmehr auf die seelische Qual und eine große, tiefe Traurigkeit und Verlassenheit: sein Leiden an den Menschen und um die Menschen. Auch die Dornenkrone wird eher angedeutet wie der Lorbeerkranz eines Siegers denn als stacheliges Marterwerkzeug, wie häufig in der Kunstgeschichte zu sehen ist, etwa bei Matthias Grünewald. Diese Dornenkrone ist allerdings das Attribut, das die konkrete biblische Situation Jesu kenntlich macht.

In expressionistischer Manier mit grobem Pinselduktus und kräftigem Farbauftrag gemalt, mit farbigen Partien in Braunrot und Dunkelgrün, die in der Ikonographie als mystische Farben gelten, geheimnisvoll und rätselhaft, zieht dieses Gemälde den Betrachter voll in seinen Bann, nicht durch Distanz, sondern durch Nähe zu und Identifikation mit dem leidenden und mitleidenden Menschen, der seine eigenen Ängste und seine verzweifelte Verlassenheit dort in Christus wiederfindet.

Wie ehemalige Seminaristen als Zeitzeugen berichten, haben sie ihren Regens an manchen Tagen nicht zu Gesicht bekommen, weil er seine Holzbaracke nicht verließ. Man habe ihn danach mit ernstem und verschlossenem Gesicht seine Vorlesung halten gesehen, ohne dass er anschließend zu Gesprächen in der Lage gewesen sei und daher wieder schnell in seiner Baracke verschwand. Auch liegen Aussagen vor, dass er manchmal während seiner Messfeier innehalten musste, in sich versank und Tränen über seine Wangen liefen. Man kann daher annehmen, dass Franz Stock in diesem seinem letzten Gemälde sein Kreuz, das er in der Nachfolge Christi auf sich genommen hat, in der Reflexion über die Summe seines Lebens zum Ausdruck gebracht hat.

Birgit Kleymann, Paderborn
Horst Leise, Arnsberg

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