Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz besucht Elternhaus Stock

Pfarrer Stephan Jung, Margreth Dennemark, Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz und Frank Trompeter im Elternhaus von Franz Stock.Mit großem Interesse besuchte Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz (Paderborn) jetzt das Elternhaus von Franz Stock in Arnsberg-Neheim und sprach mit Vertretern des Franz-Stock-Komitees. Dazu veröffentlichen wir einen Bericht des Erzbistums Paderborn vom 31.08.2024:

Abbé Franz Stock gibt deutsch-französischer Freundschaft Kraft und Inspiration

Mit großem Interesse besuchte Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz jetzt das Franz-Stock-Haus in Neheim im Sauerland, das Elternhaus des bedeutenden Priesters Franz Stock, der als eine Schlüsselfigur der deutsch-französischen Aussöhnung gilt. Der Besuch des Erzbischofs diente nicht nur der persönlichen Auseinandersetzung mit dem Erbe Franz Stocks, sondern war auch ein wichtiges Treffen für die Verantwortlichen des Franz-Stock-Komitees, die Pläne für die Zukunft des Hauses vorstellten.

Begrüßt wurde der Erzbischof von Frank Trompeter, dem Geschäftsführer des Franz-Stock-Komitees, und Margreth Dennemark, der Vorsitzenden des Kuratoriums des Franz-Stock-Hauses. Auch der Neheimer Pfarrer Stefan Jung begleitete den Rundgang durch das historische Haus, das tief mit der Geschichte des Erzbistums und der engen deutsch-französischen Freundschaft verbunden ist. Das Franz-Stock-Haus, ein schlichtes Gebäude in Neheim, beherbergt persönliche Gegenstände, Einrichtungsgegenstände und Kunstwerke von Franz Stock und seinen Weggefährten.

Nach der Führung durch Margreth Dennemark zeigte sich Erzbischof Bentz beeindruckt von den Räumen, die Franz Stock einst mit seinen Eltern und Geschwistern bewohnte. „Ich spüre in diesem Haus den Geist von Franz Stock und sein Wirken ist für mich noch einmal sehr viel konkreter geworden“, sagte der Erzbischof nach der Führung durch das Haus. „Die deutsch-französische Freundschaft hat neben dem Heiligen Liborius mit Franz Stock eine weitere Person, die Kraft gibt und inspirieren kann“, so der Erzbischof.

Ort der Begegnung und Bildung

Margreth Dennemark, Vorsitzenden des Kuratoriums des Elternhauses, führte den Erzbischof durch die Räume der Gedenk- und Begegnungsstätte.

Während des Besuchs stellte Frank Trompeter die Pläne für die Erweiterung des Franz-Stock-Hauses vor. „Wir wollen das Museumskonzept verändern und einen Erweiterungsbau schaffen“, erklärte Trompeter. Das Haus soll zu einer modernen Begegnungsstätte ausgebaut werden, in der auch größere Gruppen wie Schulklassen Platz finden. Multimediale Stationen sollen helfen, das Leben und Wirken von Franz Stock interaktiv und pädagogisch aufzubereiten. Außerdem sollen die zahlreichen Kunstwerke ausgestellt werden. Diese Erweiterungen sind nicht nur baulich von Bedeutung, sondern zielen auch darauf ab, das Haus als NS-Gedenkstätte zu etablieren.

„Es geht nicht darum, Franz Stock auf einen Sockel zu stellen, sondern seine Botschaft in die Gegenwart zu tragen“, betonte Frank Trompeter. Erzbischof Bentz begrüßte die Planungen und unterstrich die Bedeutung der Botschaft Franz Stocks für die Gegenwart: „Er kann ein Impulsgeber für unsere Zeit sein, sich nicht auf Abgrenzung zu fokussieren, sondern zur Überwindung von Grenzen“. Erzbischof Bentz berichtete aus seiner Zeit im Mainzer Priesterseminar, wo im Advent die Vigilien aus dem Stacheldrahtseminar“ gesungen wurden, die ihn tief berührt hätten.

Pfarrer Stefan Jung betonte in diesem Zusammenhang die Bedeutung des Vermächtnisses von Franz Stock für die heutige Zeit: „Die Bedeutung für die Gegenwart und Zukunft ist angesichts der gesellschaftlichen Spaltung immens“, so Jung. „Franz Stock hat mit seinem Wirken wichtige Impulse gegeben, die auch heute noch für junge Menschen relevant sind“. Besonders betonte er: „Franz Stock ist keine Provinzgestalt, sondern für uns alle in Deutschland relevant.“

ARTE-Dokumentation erscheint im Herbst

Geschäftsführer Frank Trompeter nutzte die Gelegenheit, um Erzbischof Bentz auf die bevorstehende Arte-Dokumentation „Das Tagebuch des Abbé Stock – Paris 1940-1944“ hinzuweisen, die im Auftrag des NDR für Arte produziert wird und sowohl in einer 53-minütigen Fassung im Fernsehen als auch in einer 88-minütigen Fassung im Kino zu sehen sein wird. „Das freut uns sehr, denn es ist ein weiterer Schritt, die Botschaft Franz Stocks von Versöhnung und Menschlichkeit einem breiten Publikum zugänglich zu machen und ihre Bedeutung für die heutige Zeit hervorzuheben“, so Trompeter.

Zum Abschluss des Besuchs wurde auch das Thema der Seligsprechung von Franz Stock angesprochen. Das Dikasterium für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse im Vatikan hat das Verfahren für 2022 eingestellt. Die Verantwortlichen in Neheim wollen prüfen, ob es sich lohnt, in enger Zusammenarbeit mit den französischen Partnern ein neues Verfahren einzuleiten.

Franz Stock: Ein Leben für den Frieden

Das Tryptichon auf Holz gemalt von Künstler Pierre Savi, Schwager von Franz Stock, zeigt Deutsche Soldaten, wie sie französische Widerstandskämpfer erschießen. Dahinter befindet sich die Kreuzigung auf dem Berg Golgatha.Franz Stock wurde 1904 in Neheim geboren und wuchs in einem für die damalige Zeit weltoffenen Elternhaus auf, das ihm Toleranz und Nächstenliebe vermittelte. Schon früh kamen Jugendliche aus Frankreich zu Besuch. Diese Werte prägten sein Leben und Wirken, besonders während seiner Zeit in Paris von 1940 bis 1944, wo er sich unermüdlich für die Seelsorge an zum Tode Verurteilten einsetzte und deshalb auch als „Kaplan von Paris“ bezeichnet wird. Das Tagebuch, das Franz Stock in diesen Jahren führte, ist ein bewegendes Zeugnis seines Engagements und seines Glaubens. Darin dokumentiert er bis August 1944 insgesamt 863 Hinrichtungen, denen er beiwohnte. Franz Stock leistete den Hingerichteten seelischen Beistand und begleitete sie auf ihrem letzten Weg. Die Wehrmacht hatte ihn zum Seelsorger der von den Besatzern in den Pariser Gefängnissen Inhaftierten und zum Tode Verurteilten bestimmt: Widerstandskämpfer, Geiseln, Spione. „Er begegnete den Todgeweihten mit Liebe und gab ihnen ihre Würde zurück“, sagte Margreth Dennemark sichtlich bewegt.

Später arbeitete er im „Stacheldrahtseminar“, einer Einrichtung, die Franz Stock gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in Chartres ins Leben gerufen hatte. Unter extremen Bedingungen leitete er dort ein Seminar für deutsche Kriegsgefangene, die hinter Stacheldraht gefangen gehalten wurden. Trotz der widrigen Umstände und der Ungewissheit über ihre Zukunft vermittelte Stock den jungen Männern nicht nur eine theologische Ausbildung, sondern auch eine Botschaft der Hoffnung, der Versöhnung und der Menschlichkeit. Diese Botschaft wird auch in den Liedern und Gebeten des „Stacheldrahtseminars“ deutlich.

Bericht und Fotos von Dirk Lankowski,
Pressestelle des Erzbistums Paderborn

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