Franz Stock starb vor 75 Jahren am 24.02.1948 und wurde zunächst in Paris beerdigt. Im Juni 2023 jährte sich der 60. Jahrestag seiner Umbettung nach Chartres. Aus Anlass dieser beiden Jahrestage führte das Franz-Stock-Komitee in Zusammenarbeit mit den "Amis de Franz Stock" in Frankreich eine Reise nach Paris und Chartres durch.
Am späten Nachmittag des Fronleichnam Tages trafen 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Heimat von Franz Stock, aber auch zum Teil aus weiter Entfernung mit eigener Anreise in Paris ein.
Ein erster Höhepunkt war am Abend ein "Orgelkonzert zur Erinnerung an Franz Stock" in der Kirche Saint-Jaques-du-Haut-Pas. In dieser Kirche hatte am 28.02.1948 die Totenfeier für Franz Stock stattgefunden. Die Einsegnung hatte dabei der damalige päpstliche Nuntius Roncalli, der spätere Papst Johannes XXIII. vorgenommen. An der Orgel war die international bekannte Organistin Carol Shuster Fournier, die mit ihrem Programm an zwei verschiedenen Orgel dieser Kirche und ihrer Virtuosität begeisterte. Zwei Texte, einer aus der Abschiedsrede von Franz Stock anlässlich der Schließung des Stacheldrahtseminars, einer aus der großen Würdigung von Abbé Jean Pihan im Jahre 1949 verwiesen auf den Anlass. Anschließend ging die Gruppe noch zur Rue Lhomond, wo sich die Katholische Mission befand. An der Fassade erinnert eine Gedenktafel daran, dass Franz Stock hier die Familien der Gefangenen empfing. Dass auch Vertreter der Les Amis aus Paris und Chartres zugegen waren, gab diesem Abend wie auch der gesamten Zeit des Besuchs noch einen weiteren Höhepunkt. Dazu trug auch bei, dass es gelang, eine so zahlreiche Gruppe ohne Probleme per Metro unbeschadet zur Kirche und zurück zum Hotel zu geleiten.
Die Entfernungen und der Verkehr in Paris bedingten am Samstagmorgen eine frühe Abfahrt zum Friedhof von Ivry, zu dem Franz Stock die erschossenen Gefangenen noch begleitet hatte. Dort erhielten viele Namen, die u.a. durch die Lektüre seines Tagebuches bekannt waren, bei der interessanten und informativen Führung ein Gesicht. Und es wurde deutlich, welche verschiedenen Geschichten hinter ihren Lebensläufen gestanden haben.
Nach einem Imbiss – Gott sein Dank im Schatten - vor dem Mahnmal vom Mont Valérien auf der "Esplanade de l’Abbé Franz Stock" begann der ergreifende Besuch der Hinrichtungsstätte selbst. Zuerst feierte die Gruppe mit den französischen Freunden unter der Leitung des Bischofs von Nanterre eine Hl. Messe. Nach dem Besuch der kleinen Kapelle, in der die Verurteilten vor ihrer Hinrichtung warten mussten, folgte eine Gedenkzeremonie an der Hinrichtungsstätte, bei der jeder Teilnehmer eine Blume auf der Gedenkplatte niederlegte. Sie gab Zeit zum Nachdenken und Innehalten. Zum Aufatmen war dann Zeit bei der nächtlichen Busrundfahrt zu einigen wichtigen Orten von Paris.
Am Samstag stand zuerst der Besuch des Stacheldrahtseminars auf dem Programm mit einer ausführlichen Einführung in dessen Geschichte und Wirkung. Besonders bemerkenswert dabei war, dass vor der strikten Trennung von Staat und Kirche in Frankreich der Bürgermeister von Le Coudray in seiner kurzen Ansprache Franz Stock und das Stacheldraht würdigte und seine Unterstützung für die Arbeit zusagte. Auch beim gemeinsamen Mittagessen mit einer großen Zahl französischer Freunde und dem sich anschließenden Gang zur Kathedrale von Chartres wurde die ‚Langzeitwirkung‘ des Tuns von Franz Stock deutlich. Abgeschlossen wurde der Tag in mit der Jahresmesse zur Erinnerung an die Umbettung des Leichnams von Franz Stock in der Pfarrkirche ’Notre Dame Saint-Jean Baptiste‘ in Rechèvres mit anschließendem Empfang im Diözesanzentrum La Visitation.
Am Sonntagvormittag treffen sich Franzosen und Deutsche bei einer Hl. Messe in der Krypta der Kathedrale von Chartres. Eine Zeremonie im kleinen Kreis, im Dunkeln, die eine gute Möglichkeit bot, Momente tiefer Intimität zu verlängern, die diese vier Tage der Begegnung prägten. Neue Verbindungen wurden geknüpft, alte Beziehungen intensiviert. Unter der Vorbildfigur Franz Stock wird der Weg zum Frieden mehr denn je gestärkt.
Ein kräftiges Gewitter in Paris auf der Rückfahrt zeigte, dass dort auch etwas kältere Wärmegrade, als in den Vortagen erlebt, möglich sind.
siehe auch: 8 au 11 juin 2023, des habitants de Neheim sur les traces de Franz Stock